Ich liebe meine Gitarrensounds clean, crunchy und twangy. Und bei mir geht das am besten mit einem Compressor vor dem Amp. Digital nehm ich oft sogar ein separates Plug-In, analog meinen 1176 im 500er Format.
Jetzt wollte ich unbedingt mal für die Beschriftung Wassertransfer-Folie ausprobieren und dafür war ein kleiner und günstiger DIY Bausatz vom Ross-Compressor von Das Musikding als Gitarrentretmine genau richtig.
Der Ross-Compressor
Eigentlich ist das Teil in den Siebzigern eine billige Kopie des MXR-Kompressors gewesen. Bis einer irgendwann auf dem Predalboard eines bekannten Gitarristen gesichtet wurde. Das hat dann flux Nachfrage und Preise explodieren lassen. Lange gehalten hat der Hype wohl nicht, denn die Firma gibt es schon lange nicht mehr. Trotzdem werden die Geräte zu verrückten Preisen bei eBay gehandelt.
Zumindest kenne ich die Geschichte vom Ross-Compressor so – wenn das nicht stimmen sollte, freue ich mich über Aufklärung in den Kommentaren!
Der DIY-Bausatz
Der Bausatz enthält außer den Poti-Knöpfen und einem Gehäuse alles was man braucht und kostet nur 23 €! Statt einem vorgebohrten Standard-Gehäuse habe ich mir ein schmales, blau lackiertes Alugehäuse dazugekauft – das hat mir später noch richtig Probleme bereitet. Auch halte ich nicht viel von den ganz billigen Einbauchbuchsen, darum gabs auch hier noch ein Upgrade.
Bastel bastel…
Die Platine ist gerade mal 5 x 5 cm groß und in einer Viertelstunde bestückt und gelötet. Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung gibt es nicht, aber eine Stückliste und einen Verdrahtungsplan. Extra Liebe haben die Widerstände erfahren, denn da hat jemand alle Bauteile beschriftet, so dass man auch ohne Multimeter und blöder Farbtabelle auskommen kann.
Bohr bohr…
Ich war vorbereitet: Der Akkubohrer von meinem Bruder war voll geladen und hat auch genügend Bumms um Metall zu bohren. Ich hatte mit einen kompletten Satz Metallbohrer von 1 – 10 mm in 0,5 mm Schritten gekauft. Aber gleich für das erste Loch brauchte ich einen 12 mm Bohrer! Shit!
Mit einem bisschen Stochern, vertauschen von links und rechts und vor allem viel Geschiebe im Gehäuse hab ich zumindest für alle Bauteile ein Loch produziert. Die Schwierigkeit war, dass das Gehäuse eigentlich eine Nummer zu klein ist. Einen 9V-Block kriege ich da sicher nicht mehr rein. Naja, bei der nächsten Tretmine wird alles besser…
Beschriftung mit Wassertransfer-Folie
Die Beschriftung wollte ich natürlich selbst machen und habe zum ersten Mal Wassertransfer-Folie ausprobiert. Die kann man einfach bedrucken, das Trägerpapier in Wasser anlösen, dann einfach auf das Zielmedium rüberschieben und trocknen lassen. Aber erst mal musste natürlich eine Gestaltung her, die ich – nachdem die Löcher gebohrt waren – im Illustrator finalisieren konnte.
Einen Probeausdruck macht man natürlich am besten auf normalem Papier. So sieht man ob alles passt, und – wenn man das Gehäuse dahinter gegen das Licht hält – auch ob die Löcher an der richtigen Stelle sind. Danach löscht man alle Hilfsmarkierungen, so dass nur noch die Beschriftung übrig bleibt und druckt mit hoher Auflösung aus.
Ich habe zu Hause nur einen Tintenstrahl-Drucker – dessen Ausdruck im Wasserband würde natürlich eine schöne Schweinerei geben. Darum hab ich diesen über Nacht trocknen lassen und danach mit zwei Schichten Klarlack aus der Sprühdose überzogen.
Nachdem das ganze ein paar Stunden durchgetrocknet ist, konnte ich die Folie ausschneiden, in Wasser einweichen und auf das frisch gereinigte Gehäuse schieben.
Ein paar kleine Unsauberkeiten gab es: irgendwie hat mein Drucker die Grafik minimal vergrößert, so dass ein Rand übrig geblieben ist, dem ich mit dem Cutter an den Kragen musste. Und es gibt ein paar klitzekleine Luftblasen. Aber alles nicht schlimm – für eine zu Hause selbstgemachte Beschriftung sieht es extrem gut aus. Hinterher hab ich übrigens noch ein paar grobe Schichten Klarlack drübergekloppt. Fehlt noch die Montage…
Löt, Schraub, Quetsch…
Alles passt gerade mal so auf einen halben Millimeter. Und wie ich die Platine fest kriege weiß ich auch noch nicht. Die mitgelieferten Halterungen dafür sind viel zu riesig. Ich baue erst einmal nach und nach alle Teile ein und löte die Kabel an allen Potis, Schaltern und Buchsen fest. Die Platine überspringe ich.
Im zweiten Durchgang löte ich alle Kabel an die Platine, verlege alles so gut es geht im engen Gehäuse und entscheide mich für Heißkleber. Damit brate ich die 9V-Buchse und die Platine fest. Auf dem Foto sieht es irgendwie ordentlicher aus. Fehlt nur noch der Betriebstest…
Fazit – wie war es, wie klingt es?
Also wenn ich so die Auswahl an bunten Gehäusen sehe, will ich auf jeden Fall noch die eine oder andere Tretmine bauen. Und das Thema Wassertransfer-Folie + Lackieren ist auch noch mehr Untersuchungen wert!
Der Compressor braucht übrigens noch ein wenig kalibrierung am internen Poti und klingt jetzt genau so, wie man das von einem MXR-Compressor erwartet: schnelle Attackzeit und gaaaaaanz laaaaaangsamer Release. Eben kein eigenständiger Effekt, sondern ein klangneutraler Gleichmäßigmacher. Cool! 🙂
Ich find deine Projekte Wahhhhhhnsinnn ! Danke für die Inspiration und die Erklärungen. Welche Transferfolie aus dem Shop vom Musikding hast du verwendet ?